Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
hinter uns und der gesamten Branche liegt – zum wiederholten Male – ein außergewöhnliches Geschäftsjahr. Unvorhersehbare wirtschaftliche und politische Entwicklungen prägen das ökonomische Umfeld und strahlen auf die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen aus, in denen wir agieren. Wir möchten dies zum Anlass nehmen, Ihnen unsere Sicht auf die Dinge und deren Bedeutung für die Deutsche Payment A1M SE darzulegen.
Wirtschaftliches Umfeld
Nach zwei durch die Corona-Pandemie geprägten Jahren bestand große Hoffnung auf eine Normalisierung und Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage in Europa und dem Rest der Welt. Diese Hoffnung wurde durch den seit Ende Februar 2022 andauernden Angriffskrieg Russlands in der Ukraine schwer erschüttert. Zu den ohnehin schon bestehenden betriebswirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere den Unterbrechungen der Lieferketten, traten hohe Energiepreise hinzu. Das produzierende Gewerbe steht vor erheblichen Herausforderungen. Erhebliche Herausforderungen ergeben sich auch für Händler, deren Produktangebot bei ausbleibender oder verzögerter Produktion zwangsläufig unter Druck gerät. Und auch auf der Nachfrageseite wachsen die Risiken. Hohe Inflationsraten und stark gestiegene Lebenshaltungskosten haben Verbraucherstimmung und Konsumklima auf neue historische Tiefststände sinken lassen.
Die Konsequenzen für die Payment-Branche und damit auch für unser Unternehmen liegen auf der Hand. Abnehmender Konsum wirkt sich negativ auf Umsätze der Geschäftskunden aus, aus deren Vermittlung wir vom Transaktionsvolumen abhängende Vergütungen erzielen. Diese unmittelbare Auswirkung wird aber nach unserer Beobachtung durch eine mittelbare Auswirkung ergänzt: In Krisenzeiten konzentrieren sich Unternehmen vor allem auf das Tagesgeschäft. Strategische Entscheidungen wie der Wechsel des Payment-Anbieters werden dann zurückgestellt. So mussten auch wir im Geschäftsjahr 2022 trotz positiv verlaufender Gespräche längere Wartezeiten einplanen, bis das Onboarding von Geschäftskunden erfolgreich abgeschlossen werden kann. Ein großer, namhafter Kunde verschob zudem jüngst ein vielversprechendes Projekt aufgrund eines Angriffs auf dessen IT-Sicherheit.
Die negativen wirtschaftlichen Entwicklungen wirken auch auf die Payment- und Fintech-Branche. Führende Payment-Unternehmen verzeichneten hohe Verluste und sahen in der Folge zu Massenentlassungen gezwungen, um Ergebnisse und Cashflows zu optimieren. Von dieser Entwicklung sehen wir uns nicht betroffen. Entscheidend dafür sind zwei Gründe: zunächst basiert unser Asset-Light-Modell auf dem Ansatz, kapitalintensive Investitionen weitestgehend auszulagern und dadurch die Fixkosten unter Kontrolle zu behalten. Schließlich erlaubt uns unser Asset-Light-Modell gepaart mit unserer Finanzierungsstrategie als inhabergeführtes Familienunternehmen mit Börsenlisting, finanzielle Bedarfe durch kleinere, flexible Kapitalrunden kurzfristig zu überbrücken. Dies konnten wir im September 2022 bereits erfolgreich beweisen, als neben der Großaktionärin ein weiterer Investor an einer Kapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital teilnahm.
Entwicklung des operativen Geschäfts
Wie oben geschildert, bleibt auch unser Geschäft von den konjunkturellen und branchenspezifischen Entwicklungen nicht unberührt. Insbesondere haben sich durch zunehmende Onboarding-Zeiten unsere Umsätze anders entwickelt, als wir es Anfang des Jahres erwartet hatten. Gleichwohl sehen wir nicht allein im Branchenumfeld den Grund dafür, dass wir im November unsere Umsatz- und Ergebnisprognose gesenkt haben. Vielmehr muss der Entwicklungsstatus unserer Geschäftstätigkeit in den Fokus genommen werden, um die aktuelle wirtschaftliche Lage richtig einzuordnen.
Unsere Geschäftstätigkeit besteht in der Vermittlung von Geschäftskunden an lizenzierte Zahlungsdienstleister und Acquiring-Banken. Dabei analysieren wir die Bedürfnisse unserer Geschäftskunden und unterbreiten ihnen Angebote über von unseren Kooperationspartnern erbrachte Payment-Dienste. Unsere auf unterschiedlichen Wegen generierten Geschäftskunden-Kontakte greift unser Vertrieb auf, um die Zahlungsabwicklung und -prozesse der Geschäftskunden zu optimieren. Neben dem klassischen Einzelvertrieb suchen wir stets nach Kooperationen mit anderen Resellern, um strukturiert und langfristig bzw. in größerem Umfang gemeinsam Geschäftskunden zu vermitteln. Als wir im Frühjahr 2022 – nach Abschluss des Reverse IPO – unsere Umsatzplanung für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 aufstellten, berücksichtigten wir Umsätze sowohl aus der klassischen Einzel-Vermittlung als auch aus der Vermittlung ganzer Portfolios in Kooperation mit Resellern. Bereits im Jahr 2021 hatte die „Vorgängergesellschaft“ Deutsche Payment A1M AG ein solches Portfolio erfolgreich vermittelt. Auch für das Geschäftsjahr 2022 umfasste unsere Planung den erfolgreichen Abschluss eines Portfolio-Deals. Dieser hätte die negativen Umsatzeffekte auffangen können, die durch das langsame Anlaufen unseres Vertriebs eingetreten sind. Noch im November führten wir Verhandlungen mit drei potenziellen Partnern über den Abschluss eines Portfolio-Deals. Als sich diese Verhandlungen als voraussichtlich nicht erfolgreich erwiesen, nahmen wir unverzüglich eine Korrektur der Planzahlen vor und veröffentlichten diese.
Die Auswirkungen der reduzierten Planzahlen für 2022 sind – in Relation betrachtet – erheblich: mit dem für 2022 erwarteten Umsatz zwischen EUR 700.000 und EUR 800.000 liegen wir bei weniger als 50 % der ursprünglich angestrebten Umsätze. Gleichzeitig liegen wir im vermeintlichen Krisenjahr 2022 – bezogen auf die im Geschäftsjahr 2021 von Deutsche Payment A1M AG und der SE erzielten Umsätze – bei einem Umsatzwachstum von 40 % bis 60 %. Diese Relationen sind jedoch für das Jahr 2022 unseres Erachtens nicht aussagekräftig – weder in positiver noch in negativer Hinsicht. Nach einer operativen Neuausrichtung wurde erst im Frühjahr 2021 die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft neu aufgenommen. Wir befinden uns in einer frühen Wachstumsphase. Im Hinblick darauf relativiert sich das Unterschreiten des Umsatzziels für 2022 um EUR 1,4 bis EUR 1,5 Mio. Insbesondere zählt vor dem Hintergrund unseres frühen Entwicklungsstadiums vor allem die langfristige Sicht auf das Unternehmensergebnis. Gerade in frühen Wachstumsphasen sind Planungen oftmals mit großen Unwägbarkeiten verbunden. Dies haben wir im Geschäftsjahr 2022 gespürt. Gleichwohl verzeichnen wir ein Umsatzwachstum und – viel wichtiger – operative Erfolge, zu denen neben dem Aufbau der Bereiche Vertrieb und Operations sowie vermittelten Geschäftskunden insbesondere die Einführung der Open Banking-Lösung PayThisWay gehört. Wir freuen uns auch über den im November erfolgten Abschluss einer langfristigen Kooperationsvereinbarung mit einem europäischen Reseller, der – wie eine Art ausgelagerter Vertrieb – strukturiert mit uns am Ausbau unseres Geschäfts arbeitet. Der Grundstein ist gelegt. Wir glauben an unser Geschäftsmodell und auch an sich kurzfristig einstellende Umsätze. Noch wichtiger ist aber unsere Zuversicht, mittel- und langfristig deutlich zu wachsen. Vor diesem Hintergrund haben wir auch die Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2023 in geringerem Umfang von EUR 6,2 Mio. auf EUR 4,5 Mio. bis EUR 5,5 Mio. (also um 12 % bis 27 %) korrigiert. Für die Geschäftsjahre 2024 und folgende möchten wir im Rahmen unserer Buy & Build-Strategie organisches und anorganisches Wachstum verbinden.
Was unsere Ergebnisprognosen angeht, rechnen wir für 2022 mit einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zwischen EUR -1,3 Mio. und EUR -1,4 Mio. und für 2023 mit einem EBITDA zwischen EUR 0,4 Mio. und EUR 1,3 Mio. Hierin sind bereits umfangreiche Vorleistungen als Aufwand berücksichtigt, z.B. für strukturelle und organisatorische Maßnahmen wie den Reverse IPO, für die Inbetriebnahme technischer Infrastruktur sowie für Compliance-Projekte. Unser Ziel ist es, bereits früh skalierbare Strukturen zu schaffen, um innerhalb dieser Strukturen nachhaltig zu wachsen.
Entwicklung der Aktie
Im Jahr 2022 wurden die Aktien der Deutsche Payment A1M SE erstmals im Freiverkehr der Börse Düsseldorf gelistet und handelbar. Bewegung kam aber erst ab August 2022 in die Aktie. Am 12. August fand eine – infolge des im Rahmen einer Corporate News veröffentlichten, durch einen Wirtschaftsprüfer auf Basis von Planzahlen geschätzten Unternehmenswerts – faktische Neuquotierung der Aktie bei EUR 12,10 statt, in deren Folge der Kurs bis zum 8. November rasant auf bis zu EUR 22,40 anstieg, ein Plus von rund 85 % seit dem 12. August. Dieser Anstieg war unseres Erachtens nicht von Fundamentaldaten gedeckt. Er zeigt aber: Das Geschäftsmodell der Deutsche Payment A1M SE wurde an der Börse äußerst positiv aufgenommen. Besonders hervorzuheben ist zudem der aktive Handel in der Aktie, der in den wenigen Monaten bereits ein Volumen von mehr als EUR 1 Mio. umfasst.
So steil der Kurs stieg, so heftig reagierte die Aktie auf die von uns am 10. November 2022 veröffentlichen reduzierten Planzahlen. Die Aktie gab um ca. 30% bis auf EUR 16,20 nach (Stand: 1. Dezember 2022). Es verbleibt in Summe seit dem 12. August ein Kursanstieg von knapp 34 %. Auch hier gilt es, den Entwicklungsstand unseres Unternehmens hervorzuheben. Wir sind an der Börse Düsseldorf angetreten, um uns als Wachstumsunternehmen zu listen. Damit wollten wir auch Privatanleger:innen ermöglichen, unseren Wachstumspfad langfristig zu begleiten. Natürlich in dem Wissen, dass Investitionen in Wachstumsunternehmen nicht nur hohe Chancen, sondern auch verhältnismäßig hohe Risiken mit sich bringen. Vor diesem Hintergrund erscheinen uns weder der rasante Kursanstieg noch die sich anschließende Korrektur geeignet zu sein, unsere Aktie einzustufen. Wir möchten interessierte Investoren jedoch dazu einladen, den Weg der Deutsche Payment A1M SE langfristig zu begleiten. Wir geben Ihnen unser Versprechen, Sie über die aktuellen Entwicklungen der Gesellschaft laufend informiert zu halten.
Im Jahr 2023 wollen wir weitere Maßnahmen ergreifen, um den Blick auf unsere Aktie von außen zu verbessern, z.B. durch die Beauftragung von Research. Wie bereits in der Vergangenheit angekündigt, sind wir zudem darum bestrebt, die Liquidität in der Aktie zu verbessern, indem wir einen Aufstieg in den gehobenen Freiverkehr (Primärmarkt) sowie eine Aufnahme in den XETRA-Handel anstreben.
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Trotz aller makro- und mikroökonomischen Umstände blicken wir mit Zuversicht auf das bevorstehende Geschäftsjahr. Für Ihr uns entgegengebrachtes Vertrauen möchten wir Ihnen danken.
Wir wünschen uns allen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes Jahr 2023!
Berlin, am 01. Dezember 2022
Alexander Herbst Dr. Tobias Hagemann
Mitglied des Vorstands (CEO) Mitglied des Vorstands (CFO)
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